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Welttag des geistigen Eigentums 2022

Geistiges Eigentum und Jugend: Innovationen für eine bessere Zukunft

In diesem Jahr steht der Welttag des geistigen Eigentums am 26. April unter dem Motto „Geistiges Eigentum und Jugend – Innovationen für eine bessere Zukunft“: Überall auf der Welt nutzen junge Menschen ihren Einfallsreichtum, ihre Neugierde und Kreativität, damit unsere Welt auch in Zukunft lebenswert bleibt.

Anlässlich des Welttags hat die Präsidentin des DPMA, Cornelia Rudloff-Schäffer, die Innovationsfreudigkeit junger Menschen gewürdigt. Zudem warb sie dafür, Jugendlichen neben technischem Verständnis frühzeitig ein Bewusstsein für gewerbliche Schutzrechte zu vermitteln (…).

Zum Welttag des geistigen Eigentums stellen wir hier drei innovative junge Köpfe aus Deutschland vor: Rieke-Marie Hackbarth, Jan Heinemann und Dr. Carina Lämmle.

(…)

Dr. Carina Lämmle – trennte als Jungforscherin mit einer selbstgebauten Apparatur ein Stoffgemisch in reine Bestandteile

Von Deutschlands jüngster Hochschuldozentin …

Bereits in der 7. Klasse zeigt Carina Lämmle großes Interesse an Chemie und Physik. Über ihren Physiklehrer am Pestalozzi-Gymnasium in Biberach kommt sie dann in Kontakt mit dem Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ) im 30 Kilometer entfernten Bad Saulgau, das sie von dort an regelmäßig besucht. Das SFZ bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, eigene Forschungsprojekte durchzuführen und ihre Ergebnisse bei nationalen und internationalen Wettbewerben zu präsentieren.

Im SFZ entdeckt sie ihr Interesse daran, Lösungen für technische Probleme zu finden. Gemeinsam mit ihrem Team untersucht sie zunächst mit Hilfe chromatographischer Methoden die Inhaltsstoffe einer Zwiebel. Später erforscht sie mit ihren SFZ-Projektpartnern Felix Engelmann und Simeon Völkel die physikalische Grundlagen der Gegenstromchromatographie. „Wir wollten das aus physikalischer Sicht verstehen“, erklärt Carina Lämmle, „Die meisten Chemiker nutzen das Verfahren ohne zu wissen, warum und wie die Gegenstromchromatographie funktioniert. Ihnen reicht es aus, dass sie die Methode nutzen können.“ Das Gegenstromchromatographie-Verfahren wird genutzt, um Stoffgemische an einer Grenzfläche zweier nicht mischbarer Flüssigkeiten in ihre reinen Bestandteile zu trennen.

„Phasenkarussell“ nennen die drei Jungforscher ihr Projekt: Zwei nicht-mischbare flüssige Phasen kommen dabei zum Einsatz. Während die eine Phase in einer Spule stationär zurückgehalten wird, fließt die andere darüber hinweg. Mit einer selbst gebauten Apparatur untersuchen die Jugendlichen, wie sich das Fließverhalten in einer rotierenden Glasschraube in Abhängigkeit von deren Geometrie, Rotationsgeschwindigkeit und Schraubendurchmesser verändert. Die Erkenntnisse aus dieser Analyse übertragen sie auf eine selbstgebaute Apparatur, die es nun erlaubt, diese chromatographische Trennmethode auch anzuwenden. Bei Jugend forscht 2011 folgt ein glatter Durchmarsch von der Regional- über die Landesebene bis zum Bundesfinale. Auch hier überzeugen die drei jungen Wissenschaftler die Jury: Sie werden mit dem Bundessieg für die beste interdisziplinäre Arbeit der Bundesbildungsministerin ausgezeichnet.

Im Zuge ihrer Forschungsprojekte nimmt die Laufbahn der Jungforscherin noch eine ungewöhnliche Wendung: Bei einer Führung durch die Hochschule im oberschwäbischen Biberach im Jahr 2011 entdeckt die Jungforscherin ein Massenspektrometer, das außer Betrieb ist. Von ihren Forschungsprojekten am Schülerforschungszentrum kennt sie die Methode und ihr Interesse ist geweckt, sich näher mit dem Gerät zu beschäftigen. Allerdings ist ihr auch schnell bewusst, dass es eine Herausforderung wird, das Massenspektrometer wieder in die Benutzung zu nehmen. „Die Abschaltung tut den Vakuumpumpen gar nicht gut – außerdem kann man ein solch teures Gerät nicht einfach in der Ecke verstauben lassen.“ Der Dekan ist begeistert von so viel Leidenschaft, zögert nicht lange und gibt Carina Lämmle die Möglichkeit, sich genauer mit dem Gerät zu beschäftigen. Nachdem das Gerät wieder erste brauchbare Messwerte liefert, möchte er das Wissen auch mit den Studierenden der Hochschule teilen. Deshalb engagiert er die Nachwuchswissenschaftlerin, um im Rahmen einer Vorlesung von Professorin Chrystelle Mavoungou im Bachelor-Studiengang „Pharmazeutische Biotechnologie“ eine Einführung in das Gerät zu geben. Und so kam es, dass Carina Lämmle einen kleinen Lehrauftrag an der Hochschule Biberach erhielt.

… über ein Chemiestudium zur Patentanwaltskandidatin

Nach ihrem Abitur studiert Carina Lämmle Chemie an der Technischen Universität München und der Universität Uppsala in Schweden. Zwischendurch verschlägt es sie in die USA und zurück nach Biberach, wo sie ihre Forschungstätigkeiten im Rahmen von Laborpraktika absolviert. Während ihrer Promotionsarbeit entwickelt sie am Max-Planck-Institut in Heidelberg molekulare Sonden zur Visualisierung biologischer Prozesse in der Fluoreszenzmikroskopie. Diese Sonden sollen in der Zukunft zum Beispiel in der virologischen Forschung zur Untersuchung von Retroviren eingesetzt werden.

Seit 2022 ist Carina Lämmle Patentanwaltskandidatin in einer Münchener Patentanwaltskanzlei und bearbeitet Patentanmeldungen vom pharmazeutischen Produkt bis hin zum Halbleitermaterial. Wie sie darauf kommt, Patentanwältin zu werden? „Ich wollte nie technische Expertin auf nur einem Fachgebiet werden“, meint Lämmle. „Am Patentwesen gefällt mir, dass man sich fachlich breit aufstellen kann und ganz vorne dabei ist, wenn es darum geht, neue technische Entwicklungen mitzuverfolgen. Außerdem hat es viel mit Kommunikation zu tun, was mir sehr viel Spaß macht.“

In nächster Zeit freut sich Carina Lämmle aber erst einmal auf das „Jugend forscht“-Finale Ende Mai in Lübeck. „Das findet endlich mal wieder in Präsenz statt. Als ehemalige „Jugend forscht“-Gewinnerin bin ich als Gast dabei und freue mich natürlich auf viele spannende Projekte und Erfindungen der diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.“

Dieser Text ist eine Veröffentlichung des Deutschen Patent- und Markenamts. Den vollständigen Artikel finden Sie hier: DPMA | Welttag des geistigen Eigentums 2022.